Windsurfing

Spot Guide: Engadin, Switzerland


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(Bericht: Alois Mühlegger, surf 5/94)

Top of the World - mit diesem Superlativ versucht St. Moritz, den internationalen Jet Set ins Oberengadin zu locken. Surfer, die was auf sich halten, sind schon seit 20 Jahren da: Nicht wegen der oberen Zehntausend, sondern wegen der oberen Dreitausender. Die Nobelecke hat im Hochsommer Starkwind wie Tarifa, am River Gorge oder am Gardasee. Durch die Temperaturunterschiede im warmen und flachen Oberitalien und den kalten Nächten im bergigen Engadin entsteht der thermische Maloja-Wind, der durch das enge Tal zusätzlich verstärkt wird. Unmittelbar nach der Passhöhe und hinter dem noch ganz italienisch geprägten Ort Maloja liegen terrassenförmig aufgereiht wie an der Schnur Silser-, Silvaplaner-, Champfer- und St. Moritzer See auf 1800 Meter Höhe. Im Keller ist deshalb die Wassertemperatur - 15 Grad sind Maximum. Ohne langen Neopren-Anzug ist man auch im August, neben dem September der beste Windmonat, underdressed.

Jahr für Jahr kommen dann um die 500 Langschlag Freaks an den Silser See. Surf-Pionier Nicolo Holinger, sein Vater Karl brachte 1973 den ersten Windsurfer ins Tal, schiesst am zweiten August-Samstag mit einem Riesenboller den Engadin Surf Marathon an. 1978 gewann die Premiere ein 15 jähriger strohblonder Jungling aus Hawaii. Robby Naish startete seinen Siegeszug auf der ersten Europa-Tour mit einem Marathon-Erfolg. Zum zwanzigsten, 1997 ist es soweit, will Altmeister Naish wieder ins Engadin kommen. "Tolle Gegend und gutes Essen" schwärmt Robby, "das könnte auch meiner Frau Katie gefallen". "Ich muss da jedes Jahr hin" ergänzt begeistert Regattafreak Manfred Auer aus Augsburg, und sein Spezi Aloisius pflichtet ihm bei: "Seit 1985 fahr ich im August ins Engadin. Immer Sonne und Wind, ein Volltreffer".

"Da sind wohl Riesen lappen angesagt" mutmasst Weltmeister Björn Dunkerbeck. Dunki hat recht, denn die Luft in der grossen Höhe ist dünner und verlangt viel Tuch. Selbst die Slalomheizer ziehen ein Siebener über den Carbon-Sparge. "Es gab aber auch schon Tage, da bist du mit dem runterriggen nicht mehr nachgekommen" lästert Nitro-Cup-Organisator und Hotelier Andri Niggli. "Wenn Südwestwind den Maloja unterstützt, reicht dir das 5,5er Segel restlos". Dann heizt Grand Master Andri mit dem Sinker, bis die Finne glueht. Logisch, dass am Abend an der gemütlichen Hotelbar vom "Susom Surlej" die Rekordjagden begossen werden.

Lage / Grösse

Von München aus über Österreich (Imst, Landeck), von Stuttgart über den Bodensee, Chur und Julierpass nach Silvaplana. Grösse der Seen: Silser See 5000 Meter lang und bis zu 1500 Meter breit; Silvaplaner See 3000 Meter lang und 1500 Meter breit; am Champfer See ist Surfen verboten, er steht unter Naturschutz; St. Moritzer See 1500 Meter lang und 500 Meter breit.

Wind

Hauptwind ist der thermische Maloja, er kommt bei Hochdrucklage meist gegen zwölf Uhr mit einer Stärke von drei bis fünf Beaufort und zieht von Südwest nach Nordost durchs Tal. Genau entgegengesetzt fällt der sehr kalte und böige Schlechtwetterwind Julier über den gleichnamigen Pass hammermässig auf das Südufer des Silvaplaner Sees.

SPOTS

CAMPING MALOJA

Idyllischer Campingplatz am oberen Ende des Silser Sees. Flachwasser und schwächerer Maloja-Wind machen den Spot mehr für Einsteiger auf Longboards empfehlenswert. Geringe Parkplatzkapazität hält Tagesbesucher fern, Polizei kassiert Falschparker ab.

ORTSENDE MALOJA

Direkt an der Strasse von Maloja nach Silvaplana. Über einen steinigen Abstieg Zugangsmöglichkeit zum See, der Wind ist dort schon etwas besser als gegenüber beim Campingplatz.

PLAUN DA LEJ

Plaun da Lej, hier ist jedes Jahr das Regattagelände beim Engadin Surf Marathon plaziert, bietet Rasen zum Aufriggen und komfortablen Einstieg, aber gleichzeitig Windschatten. Nur mit Long boards zu empfehlen. Gourmet-Tip: nach dem Surfen ins Fischrestaurant Murtaol gegenüber.

BASELGIA

Am östlichen See-Ende in Sils/Segl sind direkt zwei Buchten zum Parken vorhanden. Der Abstieg über das steile Ufer gestaltet sich etwas mühsam. Slalompiloten finden hier aber richtigen Gleitwind und Raum für Flachwasser -Halsen.

SURFZENTRUM SILS

Die Gebrüder Mechsner leiten das gemütliche und vorbildliche Surfzentrum am Silvaplaner See, das die Gemeinde Sils am Westufer er baute. Ideal fur Ein- und Aufsteiger ist die kleine Schulungsbucht. Kurzbrettpiloten müssen allerdings gegen den ablandigen Wind zurückkreuzen, finden aber am Silser Ufer eine spiegelglatte Vollgaspiste vor. Bequemer und brettschonender Einstieg.

WINDSURFING SILVAPLANA

Hier drängeln sich Regattacracks und Freaks, um im Kabbelwasser-Strip vor dem Funboard Center zu heizen. Arnaud Missiän, früher erfolgreich auf den Regattabahnen, leitet mit Umsicht die Schulung, Conrad Curdin das Surfcenter (Gebühren an der Parkplatz Schranke).

SURFSCHULE ST. MORITZ

Nur noch Einsteiger surfen auf dem St. Moritzer See an der Surf schule. Vorteil: Der Wind bläst hier deutlich schwächer, ausserdem kommen den Schülern keine Cracks in die Quere.

Schulen / Shops / Clubs

Surfzentrum Sils, CH-7514 Sils Maria, Tel. +41 (0)81/ 826 58 77
Schulung (Grundkurs 180, Sfr), Funboardkurs (200,- Sfr); Verleih (Funboard 29,- Sfr/Stunde)
Restaurant, WC, Duschen (1,- Sfr), Kinder- und Volleyball-Spielplatz, MTB-Verleih; keine Parkplatzgebühren.

Windsurfing Silvaplana, Funboard Center
CH-7514 Silvaplana, Tel. +41 (0)81/ 828 92 29
Einsteiger-Schulung am Silvaplaner- und St. Moritzer See (Grundkurs 230, Sfr, Funboardkurs 360,- Sfr), Verleih (Funboard 25,- Sfr/ Stunde)
Restaurant (Tip: Risotto mit Hähnchen von Chefkoch Toni Meier), Surfshop Windsurfing Silvaplana, WC, Umkleide- und Videoraum; Brett- und Segelreparatur; MTB-Verleih; Parkplatzgebühr 1,- Sfr/ Stunde, 5,- Sfr/halber Tag, 9,50 Sfr/ganzer Tag. URL: Windsurfing Silvaplana

Surfclub-Silvaplana
Email: info@surfclub-silvaplana.ch, URL: http://www.surfclub-silvaplana.ch/

Andere Sportarten

Im Oberengadin können sich die Surfer den Tag einteilen. Da der Wind meist erst gegen Mittag eintrifft, steht der Vormittag für alternative Erlebnisse zur Verfügung. Das Angebot ist gigantisch: Mountainbiken, Gleitschirm-, Drachen- oder Segelfliegen, Bergwandern. Fusslahme fahren mit der Seilbahn auf den Piz Corvatsch (3451 Meter hoch), auf den Piz Nair (3057 Meter) oder mit der Schmalspur-Eisenbahn bei schönem Wetter im offenen Aussichts wagen über den Bernina Pass nach Tirano in Italien. Vorbei am Gletschersee Lago Bianco, wo es auch bläst, aber die Wassertemperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt liegt.

Veranstaltungen 1997

Bei Regatten ist die Bewegungsfreiheit, speziell auf dem Silvaplaner See beim Funboard Center, etwas eingeschränkt. Die World Cup Tour besucht Silvaplana vom 5. bis zum 10. August 1997.

Camping

Traumhaft liegt der Campingplatz in Maloja (etwa 110 Stellplatze für 300 Personen, Reservierung fur Juli/August empfehlenswert, Tel. +41 (0)81/ 824 31 81). Platzwart Max Pittin steht den Surfern sehr aufgeschlossen gegenüber. Achtung: Die Zufahrt ist nur für Campingplatz-Bewohner und Besucher geöffnet. Die Polizei kontrolliert häufig und verteilt Strafmandate (50,- Sfr) für Wildparker.
Telefon: +41 (0)81/ 824 31 81
Gebühren: Erwachsene 5.-/Tag, Zelt 5.-/Tag

Der Campingplatz Silvaplana (Tel. +41 (0)81/ 828 84 92) schliesst nahtlos an das grosse Surf center an, die Zufahrt führt allerdings, wenn auch ausgeschildert, etwas kompliziert durchs Dorf. Dafür verwöhnt dieses Gelände aber auf den besten Plätzen unten am See mit einem direkten Zugang zum Wasser. Auch sonst bietet der Campingplatz sämtliche Annehmlichkeiten mit internationalem Standard (für Flautenspiele sogar eine eigene Lenkdrachenwiese).
Telefon: +41 (0)81/ 828 84 92
Gebühren: Erwachsene 7.-/Tag, Zelt 3.-/Tag, Womo 6.- bis 8.-/Tag

Weniger geeigent für Windsurfer ist der Campingplatz Olympiaschanze in St. Moritz. Am Ortsausgang Richtung Silvaplana gelegen, fehlt ihm der Anschluss ans Wasser.
Telefon: +41 (0)81/ 833 40 90)

Wohnen

Hotels oder Appartements stehen in grosser Anzahl zur Verfügung. Auskunft erteilen die Kur- und Verkehrsvereine.
Maloja: Tel. +41 (0)81/ 824 31 88, Fax +41 (0)81/ 824 36 37
Silvaplana: Tel. +41 (0)81/ 838 60 00, Fax +41 (0)81/ 838 60 09
St. Moritz: Tel. +41 (0)81/ 837 33 33


26-Jul-1999 / pajarola@acm.org